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Als Volunteer in Kenia

Über ein paar Ecken habe ich von dem Kinderheim in Teso erfahren und war sofort überzeugt, dass das der Ort ist, wo ich mich für 2 Monate als Freiwillige einbringen möchte. Nach ein paar Gesprächen und der Reisevorbereitung ging es dann los!

Der Kulturschock war die ersten Tage unerwartet groß. So richtig darauf vorbereiten, was einen erwartet, kann man sich einfach nicht. Es ist eine komplett andere Welt mit viel Armut und einer anderen Mentalität. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe. Mit Steffi, der Gründerin des Heimes, hatte ich immer eine Ansprechpartnerin vor Ort, die genau wusste wie es ist, als deutsche, weiße Frau in Kenia zu sein.

 

Im Kinderheim
Im Kinderheim

 

Bei meiner Ankunft im Heim wurde ich von den Kindern erst mit vorsichtiger Neugier und Skepsis beäugt. Es dauerte nicht lange, da haben sie sich mir gegenüber aufgeschlossen. Ich hatte von Nord-Süd Partner ein paar mögliche Aufgaben und Projekte an die Hand bekommen. Es fiel mir anfangs recht schwer, meinen Platz im Heim zu finden. Ich habe mich irgendwie fehl am Platz gefühlt. Die ersten Tage/Wochen habe ich mich daran getan, mir einen Überblick zu verschaffen und die etwas kleineren Aufgaben umzusetzen (zu kleine oder kaputte Klamotten mit den Kindern teils unter Tränen aussortieren, Hütten und Gemeinschaftsräume gründlich putzen, mit den Kindern spielen). Gleichzeitig habe ich überlegt, ob und wie ich größere Projekte umsetzen kann in dieser kurzen Zeit. Ja, 2 Monate in Kenia sind eine sehr kurze Zeit um nachhaltig etwas zu bewegen.

Zum Einkaufen der Zutaten sind wir zu Fuß ins Nachbardorf gewandert.

Mir wurde schnell bewusst, was in diesem Rahmen mein Herzensprojekt werden würde. Als ausgebildete Ärztin ist mir die Gesundheit und gesunde Ernährung der Kinder ganz wichtig. Der Essensplan hatte vor meiner Ankunft ziemlich gelitten, sodass ich mich diesem Projekt annahm, um mehr Vielfalt und vor allem Genuss auf die Teller zu bringen. Zusammen mit den Kindern habe ich mich hingesetzt und alle ihre Wünsche gesammelt (was und wie oft sie es essen wollen). Mit dieser Liste und den Kosten für die Zutaten in Zusammenarbeit mit den Heimmüttern und der Leiterin habe ich einen neuen Essensplan samt Einkaufsliste und Budget erstellt. Bis der neue Plan umgesetzt wurde, hatte es noch etwas gedauert, aber die Kinder und Heimmütter waren überglücklich über diese Veränderung. Das hat mich so mit Freude und Stolz erfüllt, dass ich es tatsächlich geschafft habe, etwas für sie zu bewegen. Die Kinder sind übrigens total auf die für sie unbekannte Kartoffelsuppe abgefahren! 

 

Besprechung des neuen Essensplans
Besprechung des neuen Essensplans

 

Für uns ungewohnt, wird im Heim für die Kinder, Mitarbeiter und Besucher auf Holz gekocht. Daher muss dafür gesorgt werden, dass immer genügend Feuerholz vorhanden ist.

 

Feuerholz zum Heim tragen...eine der Aufgaben  der Kinder
Feuerholz zum Heim tragen...eine der Aufgaben  der Kinder

 

Abgesehen von einer gesunden Ernährung lag mir die emotionale Unterstützung und Aufmerksamkeit der Kinder ganz doll am Herzen. Sie haben in ihren jungen Jahren bereits mehr Leid erlebt, als wir es uns vorstellen können. Und auch wenn die Atmosphäre im Heim recht harmonisch und familiär ist, können 3 Erwachsene im Heim den emotionalen Bedürfnissen von über 20 Kindern nicht gerecht werden. Ich habe versucht, mir Zeit für die Kinder zu nehmen, ihnen zuzuhören, mit ihenen zu spielen und tolle Aktivitäten mit ihnen zu unternehmen. Kurz nach meiner Ankunft war Ostern. Ich hatte von zu Hause einen Haufen Gummibärchen und kleine Spielsachen mitgebracht (Autos, UNO, Springseile, Bälle, Schmuck,...). Zu Ostern habe ich einige Sachen im Garten versteckt,

Ostersuche
Ostersuche

sodass die Kinder sie suchen konnten. Voller Freude und Elan sind sie hin- und hergerannt. Es war herrlich! Seitdem wurde so gut wie jeden Tag UNO gespielt... voller Leidenschaft, mit groß und klein.

Sammeln/Verteilen der Ostergeschenke
Sammeln/Verteilen der Ostergeschenke
UNO spielen
UNO spielen

An einem anderen Tag habe ich mir ein Hütchen gebastelt und drauf geschrieben: "free hugs". 

Free Hugs
Free Hugs

Zuerst haben die Kinder sehr zurückhaltend reagiert und sich eher darüber lustig gemacht. Später, während es draußen geschüttet hat, haben wir eine kleine Umarmungsparty in den Hütten gefeiert. Die Kinder sind umhergerannt, voreinander weggerannt, haben sich umarmt. Einer der älteren Jungen fragte mich: "Warum heute? Warum ausgerechnet heute freie Umarmungen?". Ich sagte: "Warum nicht? Heute war nur ein Beispiel. Ihr könnt einander jeden Tag Umarmungen geben oder danach fragen, wenn ihr sie braucht. Ihr seid eine Familie, ihr seid füreinander da. Und es fühlt sich so gut an, umarmt zu werden oder jemanden zu umarmen!" Ein oder zwei Wochen später haben die Kinder von sich aus in der Dining Hall eine Umarmungsparty und Group Hug gestartet. Das hat mich unglaublich gefreut! 

Umarmungsparty
Umarmungsparty

  

Kurz vor Ende meines Aufenthaltes bin ich mit den Kindern schwimmen gefahren.  Das war ein absolutes Highlight für sie! Sie haben sich ausgetobt und es gab Pommes und Eis.

Im Bus haben alle laut zur Musik gesungen. Es war ein richtig toller Tag für uns alle.

 

 

Der Abschied viel mir und einigen der Kinder ziemlich schwer. Ich hatte sie über die zwei Monate richtig ins Herz geschlossen. Die rebellischsten Jungs waren am Ende die traurigsten. Das hat mir gezeigt, wie sehr sie die Aufmerksamkeit durch mich gebraucht und genossen haben. An meinem letzten Abend im Heim kam meine Mutter dazu, da wir danach noch das Land bereisen wollten. Zufällig wurden an diesem Abend die Geburtstage des Monats gefeiert. Es war eine tolle Party mit selbstgebackenem Apfelkuchen, Musik, Gesang und Tanz. Einen besseren Abschied hätte ich mir nicht wünschen können.

 

Lagerfeuer und Knüppelteig
Lagerfeuer und Knüppelteig